Förderung der Metakognition

(aucH: Reflexion des Lernverhaltens)

Während kognitive Lernstrategien dazu dienen, einen Lernfortschritt durch die - individuell unterschiedliche - Auseinandersetzung mit dem neuen Stoff zu erreichen, so haben metakognitive Lernstrategien die Funktion, eine interne Erfolgskontrolle der eigenen Lernschritte zu gewährleisten. Die Lernenden übernehmen durch den Einsatz metakognitiver Lernstrategien Kontrollaufgaben, die traditionell oft den Lehrpersonen zugeschrieben bzw. von ihnen übernommen werden. Über die Bedeutung der Metakognition für dem Lernerfolg von Schülerinnen und Schüler gibt es kaum Zweifel und viele Studien haben deren Wirksamkeit belegt. Vor allem mit der Metastudie von Hattie hat das Nachdenken über den eigenen Lernprozess eine grosse Resonanz erhalten. (WAACK: 2018)

 

Metakognitive Lernstrategien können (a) auf die Planung von Lernschritten, (b) die Prüfung des erreichten Lernfortschrittes anhand der

formulierten Lernziele durch aktive Selbstüberwachungstätigkeiten ("self-monitoring"), oder (c) die flexible Ausrichtung des eigenen

Lernverhaltens am Ergebnis dieser Vergleiche ausgerichtet sein. Alle drei Komponenten metakognitiver Lernstrategien bilden im Idealfall einen fein aufeinander abgestimmten Regelkreis, der Studierende in die Lage versetzt, den eigenen Lernprozess ohne externe Hilfe oder gar Kontrolle zu optimieren. (WILD/KLEIN-ALLERMANN:1995, 56f)

 

Lernschritte selbst planen

Die Planungskomponente metakognitiver Strategien umfasst Aktivitäten zur Planung und inhaltlichen Vorbereitung konkreter Lernphasen. Studierende mit einer intensiven Lernplanung überlegen sich vor dem Lernen eines Stoffgebiets

  • welche Teile eines bestimmten Themengebiets relevant sind und welche nicht;
  • wie weit sie in einem bestimmten Zeitabschnitt mit der Durcharbeitung des Stoffs kommen möchten;
  • in welcher Reihenfolge sie den Stoff durcharbeiten sollten;
  • wie sie am effektivsten vorgehen können, um sich mit dem Lernstoff vertraut zu machen und auseinanderzusetzen.

 

Lernerfolge selbst überwachen

Die Überwachungskomponente der metakognitiven Lernstrategien umfasst Aktivitäten zur Kontrolle des eigenen Lernprozesses anhand eines gezielten Soll-Ist-Vergleichs, d.h. einem Vergleich von gesteckten Zielen und erreichtem Lernforschritt. Studierende mit einer intensiven Selbstüberwachung ihres Lernerfolges

  • stellen sich Fragen zum Stoff, um sicherzugehen, dass sie auch alles verstanden haben;
  • bearbeiten zusätzliche Aufgaben, um festzustellen, ob sie den Stoff wirklich verstanden haben;
  • rekapitulieren die wichtigsten Inhalte, ohne ihre Unterlagen zu Hilfe zu nehmen;
  • erklären bestimmte Teile des Lernstoffs einem Studienkollegen, um ihr eigenes Verständnis zu prüfen.

 

Lernschritte selbst regulieren

Die Regulierungskomponente der metakognitiven Lernstrategien bezieht sich auf Verhaltensänderungen, die sich aus der Selbstdiagnose von Lernschwierigkeiten ergeben. Hierzu gehört etwa

  • das nochmalige, langsamere Durcharbeiten von Inhalten, die dem Studierenden beim ersten Lerndurchgang unklar geblieben sind;
  • die Anpassung der Lerntechnik an die höheren Anforderungen.

(WILD/KLEIN-ALLERMANN: 1995, 57ff)

Konsequenzen für den kompetenzorientierten unterricht

Obige Ausführung machen rasch klar, dass Metakognition nur in offenen Unterrichtsgefässen ihre Wirkung entfalten können. Lernschritte selber planen oder regulieren können Lernende nur, wenn Sie auch die Freiheit erhalten dies zu tun. In welcher Form diese Metakognition

schlussendlich stattfindet, ist zu einem gewissen Grad natürlich offen. Soll die Metakognition stattfinden, braucht es aber ein didaktisches Instrument mit dem Lernende regelmässig das eigene Lernen reflektieren können. Dazu bieten sich in der Regel das Lerntagebuch oder das Portfolio an. Wir werden hier versuchen den Weg der Portfolioarbeit einzuschlagen, da es sich gerade für den Geschichtsunterricht als didaktisches Mittel aufdrängt. Bezüglich der Arbeit mit Portfolios muss das Rad nicht neu erfunden werden. Es gibt in diesem Bereich mannigfache Beispiele aus der Praxis. Die Herausforderung liegt darin, in der Fülle der Möglichkeiten die beste Passform für den KoG in einer Mittelschule zu finden. In einem gesonderten Kapitel werden die Grundsätze der Portfolioarbeit detailliert erläutert. Thomas Wiedenhorn warnt, dass es einiger didaktischen Prinzipien bedarf, damit die Portfolio-Arbeit in den Klassenzimmern nicht zu «didaktischen Fehlzündungen» (WIEDENHORN: 2006, 11) führt. Als grundlegende Ziele der Portfolio-Arbeit nennt er:

  

  • Partizipation: Die Schüler sind an der Organisation und Durchführung des Unterrichts beteiligt.
  • Selbststeuerung des Lernens: Die Schüler erwerben die Fähigkeit ihren Lernprozess selbst zu planen und eigenständig zu steuern.
  • Reflexion: Die Schüler denken über ihre Lernerfolge, -wege und -probleme nach und besprechen sie mit anderen.

 

Mitbestimmung, Selbststeuerung und Reflexion bestimmen also die Arbeit am Portfolio. Wir werden versuchen diese Grundsätze weiter zu differenzieren.