Die Arbeit mit Portfolios hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Verbreitet haben Sie sich vor allem im englischen Sprachraum ab den 80er Jahren. Ursprünglich kommt der Begriff aus dem künstlerischen Bereich, wobei Künstler und Künstlerinnen ihre besten Arbeiten in sogenannten Portfolio-Mappen gesammelt haben. Zu der Arbeit mit Portfolios gibt es eine Fülle von Abhandlungen in
Büchern und auf Internetseiten. Ich möchte hier darauf verzichten, die ganze theoretischen Hintergründe und didaktischen Überlegungen im grossen Stile darzulegen und uns gezielt auf die Frage konzentrieren wo und wie uns die Arbeit mit Portfolios im kompetenzorientierten Geschichtsunterricht helfen kann. Was sind eigentlich die grundsätzlichen Ziele der Portfolioarbeit? Kersten Reich (REICH: 2012) hat folgende Ziele formuliert:
Wenn Portfolios eingesetzt werden sollen muss aber berücksichtigt werden, dass der ganze Unterricht darauf ausgerichtet werden muss Man kann nicht einfach ein bestehendes Unterrichtssystem bloß durch Portfolios ergänzen wollen, sondern muss das gesamte Setting auf diese Methode umstellen. Bei einfachen Wiedergaben, Auswendiglernen, Abbildungen eines vorhandenen Wissens, geringer Komplexität der Aufgabenstellung sind Portfolios nicht geeignet. Auch in Fächern mit strengen Selektionsprüfungen und standardisierten externen Abschlussprüfungen, die vor allem darauf gerichtet sind, einen klaren Rang in der Gruppe zu verteilen, wird die eher kriteriumsbezogene Bewertung, die sich auf die Lernfortschritte des individuellen Lerners stützen soll, durch die Betonung des Rangvergleichs entwertet. Eine solche Eindeutigkeit des Vergleichs aber läuft den Intentionen des Portfolios in der Regel zuwider. (REICH: 2012) Bei der Bewertung von
Portfolios kommt es darauf an, die unterschiedliche Leistung der Lerner zu schätzen, auf die Ausgangslage und die Lernfortschritte zu beziehen, und in Ziel- und Fördergesprächen weitere Motivation und Leistungen für die Zukunft freizusetzen. Der subjektive Faktor, der sowohl in die Darstellungen als auch die Bewertungen stärker eindringt, muss akzeptiert und gewollt sein. Wer die Bewertung lieber durch scheinbar eindeutige Punktevergaben "verobjektivieren" will und damit eher Nachvollzug als kreatives Handeln testen will, der wird
sich wenig mit Portfolios anfreunden können. Dies setzt einen Lehrenden voraus, der nicht nur kontrollieren, sondern grundständig und differenziert fördern will und hierfür in seiner Ausbildung hinreichend Instrumente und Methoden erworben hat. Hierzu müssen sie sich über Formen qualitativer Bewertung informieren. Sie müssen sich auch zutrauen, individualisierte Formen der Bewertung einzuführen, nach außen zu vertreten und zu evaluieren. Da die Auswertungen sehr zeitintensiv sind, müssen zugleich ein hohes Engagement und
eine Bereitschaft zu intensiven Gesprächen vorliegen. (REICH: 2012)
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